MEMOR-I-ALL

Der 8. Mai 1945 markiert eine Zäsur, die das Ausmaß des Zivilisationsbruchs im Nationalsozialismus international zu Tage fördert und beendet. 80 Jahre nach der Befreiung durch die Alliierten und der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands verblassen die Bilder, Zeitzeug*innen versterben und zurück bleiben nur Erinnerungen. Die Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur ist zunehmend von Ritualisierung, Mystifizierung und Instrumentalisierung geprägt. Deutschland ruft sich selbst zum “Erinnerungsweltmeister” aus und strebt nicht trotz, sondern gerade wegen der vermeintlich guten Aufarbeitung seiner Geschichte zu neuer internationaler Größe auf.

MEMOR-I-ALL unternimmt den Versuch, Erinnerungskultur auf lokaler Ebene zu reflektieren und Anknüpfungen an die Gegenwart zu schaffen. Dabei stehen insbesondere das Erinnern und das Widerstehen im Fokus.
Welchen Weg wollen wir einschlagen, wo biegen wir ab, wo gehen wir mit, wo stimmen wir zu und wann regt sich Widerstand?

Installation
09.-29. Mai | Stadt- und Musikbibliothek in der Mauritius-Mediathek
In installativen Elementen, die durch Video und Sound ergänzt werden, wird die Geschichte des Widerstands in der Frühphase des Nationalsozialismus in Wiesbaden beleuchtet. Mit Verzerrungen von Bild und Ton wird der Versuch unternommen, die Geschichte zu entschichten und den Blick auf das Geschehene vom ideologischen Schleier zu lösen – niemals jedoch die Geschichte als faktenbasierte Realität in Frage zu stellen. Das Publikum wird mit seiner eigenen Positionierung, innerhalb der Geschichte, aber auch in der Gegenwart konfrontiert und dazu angehalten, die eigenen Narrative über Erinnerungskultur zur Disposition zu stellen.

Performance
08. & 09. Mai – 19:45 Uhr | Stadt- und Musikbibliothek in der Mauritius-Mediathek
Innerhalb der Installation findet am 08. & 09. Mai eine Performance statt, die Geschichte nahbar macht und gleichzeitig die Widersprüchlichkeit nicht durch einfache Identifizierung auflöst. Wie wird Geschichte erzählt, wie wird in Deutschland erinnert und wie steht das in Bezug zum aktuellen politischen Diskurs? Es entsteht eine Konstellation, die das -Ich- in den Vordergrund rückt, jedoch durch die Aufführungspraxis den kollektiven Charakter nicht verliert. Die Macher*innen stellen sich so ganz bewusst auch ins Zentrum der Frage um die eigene Schwelle des Widerstands. In der Stadtbibliothek, in unterschiedlichen Räumen, Gängen und Nischen finden die Besucher*innen verschiedene Stationen, sind dazu eingeladen, den Raum zu durchwandern, um alles mitzubekommen: Doch ist das möglich? Oder findet wahrhaftiger Widerstand eben doch im Verborgenen statt?

Rahmenprogramm
16.-26. Mai | Fragmente in der Blücherstraße 38 & Stadt- und Musikbibliothek in der Mauritius-Mediathek in der Hochstättenstraße 6-10
Ergänzt werden die Installation und die Performance durch ein vielseitiges Rahmenprogramm aus Ausstellungen, Aktionen, Lesungen und Diskussionen zum Thema Erinnerungskultur und antifaschistischen Widerstand im Hier und Heute. Das Fragmente empfängt Besucher*innen zum Diskutieren, Reflektieren, Austauschen und Vernetzen. Das genaue Programm ist der Homepage zu entnehmen.

Weitere Infos finden Sie hier.